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Diese Fanfiktion ist von taiyo, und sie wurde bei www.fanfiktion.de veröffentlicht. Ich mag diese Fanfiktion so sehr, dass ich sie einfach hier einfügen musste. Besucht einfach mal fanfiktion.de und seht euch noch andere Werke dort an !!!

Ich hab bis jetzt nur mal die ersten drei Kapitel hier ausgestellt !!!



Baby Blues Geschichten

          

1. Nächtliche Gedanken


Die Kunst bestand darin, keinen Muskel zu bewegen. Denn sobald ein Muskel sich bewegte, knarrte der Stuhl. Und wenn der Stuhl knarrte, machte das Krach.
Und wenn es Krach machte, wurde Blue wach. Und wenn Blue wach wurde…
Zorro schüttelte sich, natürlich nur im Geiste, weil er sich ja nicht rühren durfte. Wenn Blue wach wurde, brach der Weltuntergang an, und darauf konnte er nun wirklich verzichten. Gequält verzog der Schwertkämpfer das Gesicht und versuchte, seine Muskeln und vor allem seinen steifen Nacken mit der bloßen Kraft seiner Gedanken zu entspannen. Verdammt, er hätte sich bei Zeiten eine bequemere Position auf dem blöden Küchenstuhl suchen sollen, anstatt so lässig mit verschränkten Armen an der Wand zu lehnen. Das hatte er nun davon. Einerseits tat ihm schon alles weh, vom Fußknöchel hinauf über den Hintern bis in den Schultergürtel, und er sehnte sich danach, sich einfach nur mal für eine Sekunde strecken zu können. Andererseits saß er auf diesem Miststück von Schemel, der nur darauf wartete, dass er für einen klitzekleinen Moment sein Gewicht verlagerte, um dann laut zu knarren und zu quietschen. Und was das für Konsequenzen hatte, wusste er ja nur zu gut. Blue hatte für ihr zartes Alter von vier Wochen eine Stimme, die ihn – meist schon nach wenigen Minuten Dauergebrüll – an eine kreischende Kettensäge erinnerte. 



Und dazu kam ein unheimlich empfindliches Gehör. Die Kleine hörte das Gras wachsen und die Mäuse husten, vor allem, wenn sie gerade eingeschlafen war. Bis sie schlief war es ja schon ein Kraftakt sondergleichen, der an allem zehrte, was ihre Väter an Nerven aufzubieten hatten, und wenn sie dann schlief, durfte man nicht den kleinsten Mucks mehr machen, wenn die ganze Prozedur nicht von vorne losgehen sollte. An und für sich war das auch nicht weiter tragisch, denn meistens hingen ihre Eltern dann schon so in den Seilen, dass sie ebenfalls an Ort und Stelle einschliefen. Zu blöd, dass Blue, Zorro und Sanji nach der dritten Nacht in die Küche verbannt worden waren, wo sie nun ihr provisorisches Nachtlager aufgeschlagen hatten. So gerne Lysopp und Chopper Blue auch hatten, nachts war ihnen ihr Schlaf zu wichtig, als freiwillig darauf zu verzichten. In der Jungenkajüte war kein Platz für ein kreischendes Baby. Und genau deshalb saß er nun auf diesem alten knarrenden Stuhl anstatt auf einer weichen komfortablen Couch, mit schweren Gliedern und dem dringenden Bedürfnis, alle viere von sich zu strecken, was ihm aber nicht möglich war. So ein Dreck aber auch. Und der blöde Koch hatte nichts Besseres zu tun, als an seiner sowieso schon schmerzenden Schulter zu hängen und selig zu schnarchen. Na gut, Sanji schnarchte ziemlich leise, aber allein die Tatsache, dass er schlafen konnte, und das scheinbar ziemlich bequem weil schon über eine halbe Stunde, fuchste Zorro tierisch. Aus den Augenwinkeln schielte er auf den blonden Smutje hinab, dessen Kopf nahe seinem Schlüsselbein ruhte, so dass ihn bei jedem Atemzug des Kleineren ein feiner Lufthauch am Hals streifte. Zorro verdrehte die Augen. Gerne hätte er ein tiefes, aus vollem Herzen kommendes Seufzen ausgestoßen. Musste Sanji das machen? Musste er ihm denn so auf die Pelle rücken, wenn er sowieso schon unter Anspannung stand? Fast hätte man meinen können, der Blondschopf machte das mit purer Berechnung! Es war aber auch zum 

        

Davonlaufen, mit dem kleinen und doch so entscheidenden Haken, dass Zorro nicht davon laufen konnte! Es gab einfach kein Entkommen. Weder vor der Tatsache, dass er auf diesem Schiff arbeiten musste, bis seine Feinde nur noch vor dem Geklapper seiner Knochen wegrennen würden, noch vor der Präsenz des nervenaufreibenden Kochlöffels, und vor allem nicht vor seinem Herz, das in letzter Zeit die dumme Angewohnheit hatte, schneller zu schlagen, wenn er und Sanji sich so nahe kamen. Und damit nicht genug, nein – dieses verdammte Herz machte neuerdings auch gemeinsame Sache mit seinem Kopf und spielte ihm wunderschöne Gedanken zu, die ihn bei 30 Grad im Schatten erschaudern ließen.  Allein schon beim Gedanken an diese Gedanken lief es Zorro gleich wieder kalt über den Rücken. Was hatte das bloß alles zu bedeuten? Warum kribbelte es andauernd und überall in ihm, wenn der Koch ihn angrinste? Warum wurde ihm so wohlig warm ums Herz, wenn er ihn mit Blue auf dem Arm sah? Und das Baby stand dem Blödmann fantastisch, das musste ihm der Neid lassen, noch besser als der Babybauch, von dem mittlerweile fast nichts mehr übrig war. Sehr zu Zorros Leidwesen, der großen Gefallen an der etwas moppeligen Sanji-Version gefunden hatte. Mit etwas mehr auf den Rippen sah Sanji richtig einladend aus, gerade so, als wolle er ihn zum Kuscheln auffordern…
Argh, da waren sie ja wieder, diese verdammten Gedanken!
‚Halt endlich die Klappe! Ich will davon NICHTS hören! NICHTS von Sanji und Kuscheln und sonstigen Schweinereien, die mich ÜBERHAUPT nichts interessieren!’ schimpfte Zorro mit der fiesen Stimme in seinem Kopf, die ihm alle diese Gedanken ins Ohr flüsterte. Die Stimme war davon nicht im Geringsten beeindruckt. An Sturheit hätte sie es locker mit dem Smutje aufnehmen können, der da so süß schlummernd an ihm klebte und gerade sein Hemd voll sabberte. ‚Nee, oder…?’ dachte der Schwertkämpfer verdrießlich. ‚Langt es nicht langsam mal?’
                        

Genau das war es. Die ganze Welt hatte sich gegen ihn verschworen, und Sanji hatte dazu aufgerufen! Lorenor Zorro war offiziell die allerärmste Sau auf diesem Planeten! Punkt! Aber so gerne er den Koch auch um die ganze Grand Line geschossen hätte, weil er ihn so verwirrte – eines musste Zorro ihm lassen: Er war eine unglaublich gute Mutter. Für Zorro war klar, wer von ihnen der Vater war, und wem die Mutterrolle gebührte. Und der Charmebolzen war eindeutig das weibliche Vorbild. Zickig, gefühlsduselig, perfekt wenn es um die Führung des Haushalts ging, pingelig bis zum geht nicht mehr… und leider auch wesentlich begabter, was die Handhabung eines Babys betraf. Es war ja nicht so, dass Zorro sich keine Mühe gab. Und er war auch sehr lernfähig! Er hatte schließlich nur 2 Tage gebraucht, bis er begriffen hatte, wie man eine Windel richtig verschloss, und das Geheimnis des unten zuknöpfbaren Strampelanzugs hatte er sogar an einem halben Tag gelüftet! Gut, wie man das Fläschchen richtig temperierte wusste er immer noch nicht so richtig, aber er hatte ja noch genug Zeit, dass zu lernen! Aber Sanji konnte das einfach alles von Anfang an und instintkiv. Genau wie eine richtige Mutter. Und der Koch gab eine tolle Mutter ab, wenn er am Herd stand, die kleine Blue in der Brusttragetasche, in einer Hand eine Nuckelflasche, in der anderen Hand eine Rassel, während er den Löffel zwischen die Zehen geklemmt die Suppe umrührte. Wenn Männer tatsächlich nicht multi-tasking-fähig waren, konnte das nur bedeuten, dass an Sanji die ultimative Frau verloren gegangen war. Wenn er jetzt noch anfing, sich die Haare aufzurollen…  
Fest biss Zorro sich auf die Lippen, um nicht laut loszuprusten. Die Vorstellung von Sanji mit Lockenwicklern war ja echt zum kreischen! Vor allem wenn er sich die rosa Schürze dazu dachte…
„Was genau ist so lustig, dass du von einem Ohr zum anderen grinst?“ murmelte eine schlaftrunkene Stimme, und Zorros Grinsen wurde noch breiter. Aha, Dornröschen war wach.
„Du.“ wisperte der Schwertkämpfer. „Und sei bloß still, Blue schläft jetzt schon ganze 40 Minuten durch! Noch 2 Minuten und 10 Sekunden länger, und wir haben einen neuen Rekord!“
Sanji hob den Kopf, schaute fragend und ziemlich verpennt zu Zorro hinauf, und dieser musste sich zum zweiten Mal für diesen Abend ein Stöhnen verbeißen. Warum musste der Koch auch so niedlich aussehen, wenn er verschlafen war? Konnte er sich denn nicht ein bisschen zurückhalten?
„Was?“ zischte der Blonde, dem es nicht entgangen war, wie der andere die Augen verdreht hatte, und wollte sich aufrichten. Soeben war ihm aufgefallen, dass er ja förmlich auf dem Schwertkämpfer draufhing, und dieser Zustand war ihm mehr als nur peinlich. Wie sah das denn aus! Er auf Tuchfühlung mit dem Marimo! Doch Zorro, der keine Lust auf Weltuntergang hatte, packte ihn so vorsichtig wie nur möglich am Arm und zischte zurück: „Wenn du dich jetzt bewegst, knarrt der Stuhl, und Blue wird wach, und du weißt, was dann passiert.“



Eine feine Röte stieg Sanji ins Gesicht, und er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, die mit einem Mal so trocken geworden waren. Das hieß dann wohl, dass sein Kopf noch eine ganze Weile an Zorros Brust zu liegen hatte. Unbequem war es ja nicht, und seit neuestem duschte der Schwertfuchtler auch jeden Tag, was zur Folge hatte, dass er nun des Öfteren einen angenehmen Geruch verbreitete. Und gerade jetzt, wo seine Nase praktisch im Hemdkragen des Grünhaarigen steckte, strömte ihm noch dessen herber und extrem männlicher Eigengeruch entgegen. Sanji hätte lügen müssen, wenn er behauptet hätte, dieser Geruch würde ihm nicht gefallen. Überhaupt gefiel ihm in letzter  Zeit so einiges an dem Vizen, und das beunruhigte ihn ganz schön. Erst heute war ihm ein Gedanke gekommen, der dem Blonden im Nachhinein noch die tiefste Schamesröte ins Gesicht trieb. Zorro hatte ihm Blue abgenommen, damit er fertig kochen konnte. Als der Schwertkämpfer so dagestanden hatte, in seinem engen weißen Hemd, die Haare noch feucht vom Duschen, und seine kleine Tochter auf dem Arm, die er breit angrinste, war Sanji nur noch durch den Kopf gegangen: „Wow…er sieht heiß aus.“
Der Smutje war von seinem eigenen Gedanken so entsetzt gewesen, dass er statt Salz Zucker an die Nudeln gemacht hatte, und zwar 5 ganze Löffel voll. Nachdem er  später beim Essen einige fragende Blicke hatte erdulden müssen, hatte er die ganze Sache auf die bleierne Müdigkeit geschoben und mit viel Müh und Not verdrängt. Bis jetzt. Täuschte er sich, oder schlug das Herz des Schwertkämpfers ein wenig schneller als gewöhnlich? Selbst wenn – sein eigener Herzschlag dröhnte ihm so laut in den Ohren, dass Sanji sowieso kaum noch etwas richtig wahr nehmen konnte. Und obwohl er so aufgeregt war, fühlte sich der Koch auf eine seltsame Art und Weise geborgen. Zorro war wie ein großer warmer Teddybär, an den man sich ankuscheln konnte und der böse Alpträume verscheuchte. Sanji kicherte leise, während er sich schwor, Zorro diesen Vergleich niemals und unter keinen Umständen zu erzählen. Der Spinatschädel hätte ihn massakriert…
„Ruhe, Blödmann!“ schnauzte Zorro den Blonden so leise wie möglich an.
„Selber Ruhe, Marimo. Ich will schlafen…“  kam es schon wieder recht schläfrig zurück. Der Schwertkämpfer brummte irgendetwas unverständliches, als Sanji seine Augen schloss und noch mal leise seufzte. Also echt! Der Koch hatte vielleicht Nerven! Er war doch kein Kopfkissen für Notfälle! Wenn das jetzt jede Nacht so ging… 
Zorros Züge entspannten sich, und er schloss ebenfalls die Augen.
Dann musste er es eben ertragen. So übel war das nun auch wieder nicht. Und er hatte festgestellt, dass er ziemlich gut schlief, wenn ihm der Geruch von Sanjis Vanilleshampoo in der Nase schmeichelte.
‚Zum Glück hat der Kochlöffel vorhin geduscht…’

Schlafenszeit, Teil 1

Mit einem Ruck zerrte Zorro sich sie Bettdecke über den Kopf, in der verzweifelten Hoffnung, Blues Geschrei damit ausblenden zu können.
Natürlich funktionierte das kein Bisschen, schließlich hätte es einer 10 Meter dicken Betonmauer bedurft, um die Stimme seiner Tochter schalldicht einzuschließen, und das dünne Laken, mit dem er sich ab und an zudeckte, war da wie ein Tropfen Wasser auf dem heißen Stein.
„Blue, sein kein Arsch…“ fluchte der Schwertkämpfer leise vor sich hin. „Schlaf einfach wieder ein. Komm schon…“ 



Oh, wenn ihn seine Feinde so sehen könnten, sie würden sich nicht mehr einkriegen. Der für 60 Millionen gesuchte und gefürchtete Lorenor Zorro war wehrlos angesichts eines kleinen Babys.
Bei dem Gedanken daran, dass Falkenauge sich bei dieser Szene womöglich in seinen langen Mantel machen würde vor Lachen, verfinsterte sich Zorros Miene noch um etliche Schattierungen. In solchen Momenten war er fast schon dankbar, dass Sanji der einzige war, der sein Elend mit ansehen durfte. Vor allem, weil der Koch ja im selben Boot saß.
Dummerweise war Zorro dran mit Babydienst, was soviel bedeutete wie: Sanji durfte in der Hängematte bleiben und weiterschlafen – auch wenn Zorro bezweifelte, dass das bei der Lautstärke möglich war – und er musste aufstehen und zusehen, wie er Blue beruhigen und zum schlafen kriegen konnte.
Und für diese Nacht war es schon das dritte Mal, was ihn in seinem festen Glauben noch bestätigte, dass Blue viel zu viel von „Mama Smutje“ abbekommen und Gefallen daran gefunden hatte, ihn zu quälen.
Genervt strampelte der Schwertkämpfer sich aus seiner Hängematte heraus und stieß ein resignierendes Schnauben aus, als die Decke zu Boden rutschte. So ein Dreck aber auch!
Missmutig stapfte er durch die Kombüse zu der Babywiege hinüber und nahm das schreiende Mädchen auf die Arme. „Ist ja gut… reg dich ab, ich bin ja da…“ brummte er, während er Blue gegen seine Schulter drückte und dabei in Richtung Windel schnupperte. Hmm, da unten schien alles sauber zu sein. Und Hunger kam als Ursache für das Geschrei auch nicht in Frage, da er erst vor einer Stunde ein Fläschchen warm gemacht und die Kleine gefüttert hatte. Wobei er bei dem Appetit, den seine Tochter hatte, schon des Öfteren auf die Idee gekommen war, dass Ruffy vielleicht mit Sanji geknutscht hatte und Blue gar nicht von ihm war…
„Wenn du doch bloß reden könntest!“ stöhnte Zorro, schaukelte dabei das Baby sanft hin und her. Ja, das würde einiges leichter machen und vor allen Dingen seine Nerven schonen.



2 dicke Krokodilstränen kullerten über Blues rundes Gesicht, und Zorro wurde es ganz mulmig im Bauch. Er vertrug es gar nicht gut, wenn seine Tochter anfing zu weinen, dann fühlte er sich immer so schrecklich hilflos und bekam das Gefühl, das Paradebeispiel eines Rabenvaters zu sein. Und das ganz ohne Grund.
Aus Sanjis Hängemate kam ein verschlafenes Brummen, und Zorro biss sich auf die Lippen. ‚Schlaf weiter…nicht aufwachen…nicht du auch noch…’ flehte er in Gedanken. Er hasste es wie die Pest, wenn Sanji ihn dabei erwischte, wie er wieder etwas nicht hinbekam, was mit Blue zu tun hatte – was alle Nase lang der Fall war.  Sanji hatte das Talent, mit Babys umzugehen, anscheinend im Schlaf bekommen. Oder es war einfach so, dass man bzw. Frau das automatisch bekam, wenn man das Baby im Bauch hatte. Der Koch konnte so gut mit Blue umgehen, dass Zorro ihn manchmal verdächtigte, jenes Talent mit Löffeln und Eimerweise gefressen zu haben, und kurz davor war ihn anzufauchen, dass er ja ruhig etwas hätte abgeben können. Natürlich waren solche Gedanken albern, aber es war leichter für Zorro, so zu denken, als zuzugeben, dass er einfach ein riesengroßer ungeschickter Tollpatsch war, was Babys anging.
Sanji murmelte im Halbschlaf irgendetwas vor sich hin, das sich in Zorros Ohren verdächtig nach „Blöder Marimo…“ anhörte und seine Laune noch verschlechterte.
„Selber blöd.“ knurrte der Grünhaarige, und Blue schrie gleich noch ein bisschen lauter.
„JA, ICH WEIß!!! DU HÄLTST JA IMMER ZU IHM!!!“ fuhr Zorro auf, mit seinem Latein so langsam aber sicher am Ende. Was sollte er denn NOCH machen, wenn die Windel leer, das Baby satt und auch noch bei ihm auf dem Arm war, und trotzdem nicht aufhören wollte zu schreien?!
Leise Schritte drangen an sein Ohr, und im nächsten Moment stand Sanji barfuß neben ihm und nahm ihm Blue vorsichtig aus den Händen. Zorro schluckte, kam sich einmal mehr wie ein absoluter Versager vor. Unwillig wanderten seine Augen zu dem Smutje hinüber.

          

Eigentlich war er ja stinksauer auf den Blödmann. Aber auf jemanden, der so aussah, sauer zu sein, war auch für Zorro ganz schön schwierig.
Sanjis blonde Haare, die in den letzten Wochen ein gutes Stück gewachsen waren, standen in alle Richtungen ab, hingen ihm wuschelig in die verschlafenen Augen. Über seiner rechten Wange zeichnete sich ein kleines ZickZack-Muster, eindeutig ein Kopfkissenabdruck, ab. Große und kleinere rote Flecken leuchteten auf Nase, Stirn und unter den blauen Augen, und das weiße viel zu große Nachthemd rutschte dem Koch über die mittlerweile entblößte linke Schulter.
Sanji sah so verpennt aus, dass Zorro sich wunderte, wie der Blonde überhaupt aufrecht stehen konnte. Er widerstand nur schwer dem Impuls, den Koch gewaltsam wieder in die Hängematte zu stecken und ihm zu drohen, dass, wenn er jetzt nicht weiterschlief, Nami nie wieder einen Bikini anziehen würde.
„Ich hab keine Ahnung was sie hat…“ murmelte der Schwertkämpfer verdrießlich, nachdem er den Blick wieder von Sanji abgewandt hatte.
„Sie hat Angst.“ antwortete der Koch ebenso leise, streichelte Blue dabei zärtlich über die blonden Locken, die sich bis in den Nacken kringelten.
Zorro verkniff sich die Bemerkung: „Woher willst du das denn wissen?“, hauptsächlich weil er befürchtete, dass Sanji das einfach spüren konnte. Was für eine himmelschreiende Ungerechtigkeit!
„Übers Meer segeln wir geradeaus um die Zukunft zu sehen… hinterm nächsten Horizont wird’s weiter gehen…“
Zorro schrak aus seinen Gedanken auf und starrte zu Sanji und Blue hinüber. Er traute seinen Augen kaum, geschweige denn seinen Ohren.
„Überschreite die Grenzen, zeigt der Kompass auch manchmal Wege in das Nichts…



Immer weiter führt dich nur der Weg, den dir dein Herz verspricht…“
Sanji sang. Und er sang richtig gut. Zwar leise und sanft, so dass es wahrscheinlich nicht durch die Wände der Kombüse drang, aber er konnte es deutlich hören. Fasziniert setzte der Schwertkämpfer sich auf einen der Hocker, lauschte dieser Stimme, die gerade so zärtlich klang, wie er es noch nie gehört hatte.
„Wirf die Angst mit dem Kompass über Bord, setz die Segel und schon bist du dort, wo deine Träume zu Hause sind…“
Er hatte ja keine Ahnung gehabt! Andererseits – es hätte ihm klar sein müssen. Sanji konnte schließlich so viele Sachen, da war es kein Wunder, dass Singen auch zu seinen Talenten gehörte. Und dabei schien es Zorro, als würde der Koch sich gar nicht viel Gedanken machen, wie er zu singen hatte – es kam einfach aus dem Bauch heraus, und jeder Ton saß.
„Übers Meer segeln wir, fühl’n uns frei in dem Augenblick…
die Vergangenheit liegt hinter uns mit Tränen und Glück…“
Sanji hatte die Augen geschlossen, wiegte Blue sanft hin und her, während er sang. In Zorro löste sich der Wunsch, die beiden einfach in den Arm zu nehmen, um ihnen und vor allem dieser sanften Stimme so nahe wie möglich zu sein. Doch er blieb starr sitzen wo er war, unfähig etwas zu sagen, nur mit einer seltsamen Beklemmtheit in der Brust. Irgendwie…bekam er gerade richtig Sehnsucht.
„Irgendwo draußen in der unendlichen See liegt unser Ziel…
Wir haben es so oft im Traum gesehen…“
Ganz vorsichtig legte Sanji die kleine Blue, die in diesen Sekunden eingeschlafen war, in die Wiege zurück und zog ihr die Decke bis unter das runde Kinn. Liebevoll betrachtete er das Baby, hauchte ihm noch einen letzten Kuss auf die Stirn.
„Hinterm nächsten Horizont wird’s weiter gehen.“ beendete er das Lied schließlich mit einem Wispern.
Lächelnd erhob sich der Koch, darum bemüht, kein überflüssiges Geräusch zu verursachen, das Blue wieder aus ihrem Schlummer aufschrecken würde.
Hinter ihm erklang leises Schnarchen, und Sanji wusste schon, was er sehen würde, wenn er sich jetzt umdrehen würde. Und natürlich behielt er wie sooft Recht. Zorro hing mehr auf seinem Hocker, als er saß, mit dem Rücken an die Wand gelehnt, den Kopf auf die Brust gesenkt, und schlief tief und fest. Trotz seiner unbequemen Position sah er so entspannt und zufrieden aus, gerade so, als würde er in einem weichen Himmelbett liegen und nicht auf einem morschen Holzschemel sitzen. Und er träumte, ziemlich lebhaft sogar, was Sanji daran erkennen konnte, dass die Hände des Grünhaarigen heftig in Richtung seiner Schwerter zuckten, während ihm ein kleiner Sabberfaden aus dem Mundwinkel lief.
‚Wie ein kleines Kind!’ dachte Sanji belustigt. Er verwarf den Gedanken, Zorro hinaus zuschleifen und ihm den Kopf zu waschen, weil er einfach eingepennt war, obwohl es seine Aufgabe gewesen wäre, Blue wieder zum Schlafen zu bringen. Aber das hatte auch noch bis morgen Zeit.
Mit einem herzhaften Gähnen schwang sich der Blonde zurück in seine Hängematte und kuschelte sich fest in die Decke, die zum Glück noch einen Rest Wärme enthielt. Nicht mehr lang, und die Sonne würde aufgehen. Die Zeit bis dahin musste er auf jeden Fall noch ausnutzen! Innerhalb weniger Sekunden war Sanji eingeschlafen und träumte ebenso tief wie Zorro, so dass er gar nicht mehr mitbekam, wie der Schwertkämpfer im Schlaf murmelte: „Zweite Strophe, Koch…“

Strandzeit

Unwillig schob Sanji Choppers Arm beiseite, die Stirn in Falten gelegt. „Ich will nicht.“ knurrte er. Große dunkle Augen, in denen von Sekunde zu Sekunde mehr Tränen schwammen, sahen ihn flehend an, während die dazugehörige Stimme piepste: „Aber Sanji, sei doch vernünftig! Wenn du die Medizin nimmst, geht es dir besser!“ Mit etwas mehr Nachdruck schob der kleine Elch den Löffel mit Arznei praktisch in das Gesicht des Koches. „Bitte!“
Es war aber auch zum Haare ausraufen! Dass er nicht gerade das resistenteste aller Immunsysteme sein Eigen nennen konnte, war Sanji ja bekannt, ebenso die Tatsache, dass er aufgrund dessen öfter mal einen Schnupfen bekam. Aber so blöd, sich auf einer Sommerinsel eine Erkältung einzufangen, musste man erst mal sein! Mit Widerwillen beäugte der Blonde die dunkelgrüne Flüssigkeit, die ihm übel riechend entgegenschwappte. Warum musste Choppers Arznei bloß immer so ungenießbar sein??? Er war ja nun wirklich nicht zimperlich, aber irgendwo erreichte auch er seine Grenzen. Und was die ganze Situation noch verschlimmerte, war, dass ausgerechnet er am häufigsten „Opfer“ ihres Arztes wurde! Sobald er mal ein bisschen blasser um die Nase aussah, rannte ihm Chopper schon mit einer seiner großen schweren Medikamentenflaschen hinterher, um ja auf Nummer sicher zu gehen.



„URGS!!!“ –
„Runter damit!“
Chopper hatte den Augenblick, in dem Sanji seinen selbstmitleidigen Gedanken nachgehangen hatte, eiskalt für sich ausgenutzt und dem Koch einfach den Löffel in den Mund geschoben. Zufrieden nickend verschloss er die Flasche, aus der er das Höllenzeug, wie Sanji es gerne nannte, herausgeholt hatte.
„Du wirst sehen, in ein paar Stunden fühlst du dich wesentlich besser!“ meinte der kleine Elch aufmunternd. „Und jetzt komm mit raus an die Luft, das tut dir gut!“ –
„Ja, Herr Doktor.“ murrte Sanji missmutig. „Ich geh mich nur schnell umziehen.“ – „Okay, bis gleich!“
Noch eine Spur schlechter gelaunt, als er es sowieso schon war, riss Sanji seinen Schrank auf, während er das blaue Hemd, das er bis eben getragen hatte, achtlos zu Boden fallen ließ. Fiel ja eh nicht auf bei dem Chaos, das mal wieder in der Jungenkajüte Einzug gehalten hatte. Vor sich hin grummeln zerrte der Koch ein paar kurze weiße Hosen und ein orangefarbenes T-Shirt aus dem Kleiderstapel und schaffte es gerade so, den Schrank wieder zu zuschmeißen, bevor ihm alles entgegen kam. Er nahm sich fest vor, morgen als allererstes sein Fach im gemeinsamen Kleiderschrank ordentlich aufzuräumen. Seit Blue auf der Welt war, war es mit seinem Sinn für Ordnung steil und stetig bergab gegangen. Immer mehr schlich sich die Schlampigkeit bei dem blonden Koch ein, immer weniger kümmerte es ihn, wenn seine Sachen herumlagen, seine Hosen knitterten oder das Geschirr am Abend nicht gespült wurde. Sanji verteidigte diese ungewohnte Schluderigkeit vor seinen Nakama immer damit, dass ein Baby viel Aufmerksamkeit forderte und er seine Augen und Hände ja nicht überall haben könnte. Und solange niemand zu Schaden kam oder sich beschwerte, war doch alles im grünen Bereich. Die Jungs kümmerte es recht wenig, ob ein paar Klamotten mehr oder weniger auf dem Fußboden lagen, weil Sanji und auch Zorro jeden Morgen erst mal suchen mussten, bis sie halbwegs frische Kleider gefunden hatten, die nicht mit Babymilch oder anderen, weniger angenehmen Dingen zugeklebt waren. Sanji griff sich an den Kopf, strich dabei ein paar wirre blonde Strähnen aus seinem erhitzten Gesicht und stöhnte leise. Laut Chopper hatte er nur 37° Temperatur, aber für ihn fühlte es sich an wie 50. Gleichzeitig überlief ihn alle paar Minuten eine richtige Gänsehaut, vom Scheitel bis in beide kleine Zehen und zurück. Krank sein war so mit das Beschissenste, was es gab. Flüchtig betrachtete der Koch sich im Spiegel und zupfte sein T-Shirt glatt. Zum Glück war es hochgeschlossen; seinem kratzenden Hals hätte ein tiefer Ausschnitt sicherlich nicht gut getan. Und mit seinem weißen Wollschal auf der Sommerinsel herumlaufen wollte er auch nicht. Soweit würde er auf keinen Fall sinken!



xxx
„Blue, lach mal!!!“ Breit grinsend saß Ruffy vor Lysopp und Blue, die es sich unter dem rot-weiß-geringelten Sonnenschirm gemütlich gemacht hatten, und verbrachte nun schon geschlagene 10 Minuten damit, Grimassen zu schneiden, um Blue ein Lachen zu entlocken.
„Du machst ihr mehr Angst als alles andere mit dem Gesicht…“ brummte der Schütze und hielt dem Baby die Augen zu. In kürzester Zeit hatte er die Kleine ins Herz geschlossen und wollte sie gar nicht mehr hergeben, sobald er sie erst einmal auf dem Arm hatte. Und wenn man Robin glauben durfte, stand ihm das Baby verdammt gut. Lysopp lächelte zufrieden. Wenn es sich so anfühlte, Kinder zu haben, wollte er später mal eine ganze Fußballmannschaft! Zu blöd, dass das Elterndasein auch seine Schattenseiten hatte, die ihm direkt ins Gesicht sprangen, wenn er sich Zorro so ansah. Der Schwertkämpfer hing seit dem Moment, in dem er Blue an den Chaotenverein abgegeben hatte, wie erschlagen in seiner roten Hängematte und ratzte vor sich hin. Dabei waren die glühende Sonne, der knallheiße Sand, der unter den nackten Füßen brannte wie Feuer, und die hohe Luftfeuchtigkeit doch ideale Trainingsvoraussetzungen – zumindest für jemanden wie Zorro. Aber der Grünhaarige erweckte ganz den Anschein, als hätte er dringend Schlaf nachzuholen. Also sägte er lieber einen ganzen Palmenhain ab, während seine Gewichte unbenutzt und wahrscheinlich tödlich beleidigt an Deck der Flying Lamb zurück gelassen worden waren.
Bei dem Gedanken daran, dass Zorros Hanteln eingeschnappt sein könnten, fing Lysopp an zu kichern.
„Heeeee – was ist so lustig?! Ich will auch mitlachen!!!“ beschwerte sich Ruffy und schnipste den Schützen ungeduldig an die lange Nase, die sofort fröhlich auf und ab federte. Blues Augen wurden noch größer und runder und sie quietschte begeistert, während ihre kleinen knubbeligen Finger nach Lysopps Gesicht griffen. Ruffy fing an zu strahlen. „Coolio! Das gefällt ihr!“ SCHNIPP! Schon hatte Lysopps Nase den nächsten Schnipser abbekommen.
„LASS DAS!“ fauchte der Schütze und zog gereizt an Ruffys Gummizinken, bis dieser eine ebenso beachtliche Länge aufwies. Blue quietschte noch lauter und vergnügter und zappelte dabei so lange auf Lysopps Arm herum, bis sie herausrutschte. Sicherlich wäre sie nicht tief gefallen und der Sand hätte ihren Sturz auch gut gebremst; dennoch wuchs aus dem Handtuch eine Hand und packte das Baby gerade noch am Kragen, bevor es mit dem Popo zuerst auf dem Boden aufschlug. Ziemlich entsetzt starrten Lysopp und Ruffy die Kleine an, dann die Hand, die sie soeben gerettet hatte.
„Robin…“ murmelte der Schütze und sah zu der Archäologin hinüber, die in ihrem Sonnenstuhl saß und dabei ganz vertieft in eins ihrer unzähligen Bücher war. Wie immer allerdings war ihr nichts entgangen, und vorsichtshalber hatte die dunkelhaarige Frau ein waches Auge auf die zwei Chaoten und Blue gehabt.
Lysopp seufzte erleichtert. Auf Robin war eben Verlass! Und zu seinem und des Kapitäns Glück hatte Nami anscheinend nichts mitbekommen…
KLONK! KLONK!



Mit mörderischer Geschwindigkeit sauste eine Faust erst auf den Lockenkopf des Schützen, dann auf Ruffys Strohhut herab und hinterließ beide Male eine schöne, fette und rot leuchtende Beule an der Einschlagsstelle.
„IHR HOHLKÖPFE!!! GEHT’S NOCH??? WENN BLUE WAS PASSIERT, KÖNNT IHR VON GLÜCK REDEN, WENN ZORRO UND SANJI EUCH NICHT ZERHACKEN UND AUFFRESSEN!!!“ keifte die Navigatorin ihre beiden Opfer an, dass ihnen die Haare zu Berge standen.
„Oi, Nami… Zorro kriegt doch gar nichts mit…“ quengelte Ruffy und deutete auf den schnarchenden Schwertkämpfer, der tief schlafend in seine Hängematte fläzte und sich die Sonne auf sein blaues Tanktop scheinen ließ.
KLONK! Und schon hatte Zorro auch eine Beule am Hinterkopf, während er sich stöhnend aus dem Sand aufrichtete, in den Namis Kopfnuss ihn befördert hatte.
„Häh…is schon wieder Morgen…?“ brummelte der Grünhaarige verpennt und wischte sich einen Sabberfaden aus dem Mundwinkel.
„Alles Vollidioten!“ Wutschnaubend stapfte Nami zu ihrem Sonnenstuhl zurück, wo Robin schon auf sie wartete, hinter ihrem Buch verschmitzt vor sich hin grinste und einen schnaufenden Chopper kraulte, der sich neben ihren Stuhl in den Schatten geflüchtet hatte. Zorro rieb sich die Augen und blinzelte gegen die helle Sonne. Was war denn jetzt schon wieder los? War doch kein Angreifer in Sicht, und Blue schien es bestens zu gehen! Sein müder Blick schweifte über das provisorische Strandlager der Crew bis hin zu den Liegestühlen der Mädels, wo er – gut geschützt im Schatten eines großen Sonnenschirms – einen Eimer mit Getränken ausmachen konnte. Hoffnungsvoll stapfte Zorro zu der Oase hinüber, klopfte sich dabei Sandreste aus den schwarzen Hosen und dem Shirt. Dass Nami auch immer so unsanft sein musste… es war ihm ein Rätsel, wie der Koch auf sowas abfahren konnte. Apropos… Zorro sah sich um, ließ nun wesentlich wacheren grünen Augen zu seinen Nakama wandern, nur um festzustellen, dass einer fehlte: Die Nervensäge glänzte durch Abwesenheit. Der Schwertkämpfer gestattete sich ein herzhaftes Gähnen und rieb sich den Hinterkopf. Was den Koch betraf… ein spöttisches Grinsen legte sich auf Zorros Gesicht. Es war nur eine Frage der Zeit, bis die Aussicht von Nami und Robin in Bikinis den verliebten Topflappen an den Strand locken würde. Und spätestens dann wurde es wieder laut…

     

Bei den Liegestühlen angekommen, beugte Zorro sich hoffnungsvoll über den Eimer – und wurde herbe enttäuscht. Eistee und Limonade, aber kein Alkohol. Wie auf einem Kindergeburtstag! Er wusste auch sofort, wer die Getränke zusammengestellt und ihn um seinen heiß geliebten Sake gebracht hatte.
„Blöder Koch.“ knurrte Zorro enttäuscht.
„HATSCHI! Wenn du ein Problem mit mir hast, sag’s mir ins Gesicht, Marimo!!“
Der Angesprochene richtete sich auf und sah direkt in Sanjis leicht gerötetes Gesicht hinein, auf dem in diesem Moment ein so finsterer Ausdruck lag, dass jedem anderen Angst und Bange geworden wäre. Jedem außer Zorro.
„Warum hast du keinen Sake eingepackt?“ knurrte der Schwertkämpfer prompt, während er sich fragte, seit wann der Koch derart rosige Wangen hatte. Der war doch sonst so blass wie ein Stück Schweizer Käse! Musste wohl an dem Schnupfen liegen, den sich die Frostbeule vom Dienst mal wieder eingefangen hatte…
Genervt stemmte Sanji die Hände in die Hüften. „Weil Alkohol bei so heißem Wetter schlecht ist! Man bekommt einen Brummschädel und wird schnell schlapp. Wenn du dir unbedingt die Kanne geben musst, hol dir selber was!“ fauchte er zurück, mit wesentlich weniger Stimmgewalt als geplant und gewünscht.
Zorro entging das natürlich nicht. „Was ist los? Kratzt dein Hälschen? Wenn du ganz brav bist, gibt dir Chopper sicherlich von seiner leckeren Medizin…“ stichelte er schadenfroh. Nami reagierte schnell, bevor der große Krach losbrach. „Sanjilein, könntest du mir den Rücken eincremen?“ säuselte sie in Richtung des Kochs, dem augenblicklich kleine Rauchwölkchen aus den Ohren stiegen. Das zarte Rosa auf seinen Wangen war innerhalb von Sekundenbruchteilen in leuchtendes Rot gewechselt.
„Mit Vergnügen, mein Augenstern!“ jubelte er, ging vor Namis Liegestuhl auf die Knie und griff nach dem Sonnenöl.
„Pff, Trottel.“ brummte Zorro nur. Manche Leute wurden eben nie schlauer, egal wie oft man sie ausnutzte und ihnen nichts zurückgab. Aber der Blödmann war ja schon happy, wenn er Namis knochige Schultern einreiben durfte.
„Herr Koch, schwitzt du nicht furchtbar in diesem T-Shirt? Oder setzt dir die Erkältung so sehr zu?“ fragte Robin und legte besorgt eine Hand auf Sanjis gerötete Stirn. Ihre Finger zuckten zurück. „Heiß!“ murmelte sie.
„Du bist sooooooooooo süß, wenn du dir Sorgen um mich machst, Robinchen!“ schwärmte der Blonde verzückt. „Aber mir macht die Hitze gar nichts aus!“ –
Zorro wandte sich ab, schob die Hände in die Hosentaschen und schlenderte zur Lamb, um dem üblichen nervtötenden Gebalze zu entgehen. „Alles Ausrede…“ brummte er. Sanjis guten, auf Zorro-Beleidigungen sensibilisierten Ohren entging die Bemerkung natürlich nicht, und er knurrte: „Was war das gerade?“ –
„Hab ich glatt vergessen.“ meinte der Schwertkämpfer gelangweilt.
Ein leichtes Zucken breitete sich in Sanjis rechtem Fuß aus – ein sicheres Zeichen dafür, dass der Koch angepisst war. „Soll ich dir helfen, dich zu erinnern?“ zischte er wütend. Zorro hielt kurz inne und grinste den Blonden über die Schulter frech an. „Gib doch zu, dass du nur deswegen so hochgeschlossen herumläufst, weil du von ’ner anständigen Strandfigur noch mindestens soweit entfernt bist wie vom All Blue…“
Nami und Chopper sogen gleichzeitig scharf die Luft ein, während Robin nur die Augenbrauen ein Stück anhob. Die Bemerkung würde Zorro zurückbekommen, soviel war mal sicher.

             

„Marimo…wolltest du nicht auf die Lamb gehen und dein Gesöff holen?“ murmelte Sanji unerwartet ruhig.
„Yo.“ –
„NA DANN GEB ICH DIR MAL STARTHILFE!!!“ Mit diesen Worten holte der Koch aus und verpasste seinem Gegenüber einen solchen Tritt in den Allerwertesten, dass dieser in hohem Bogen auf ihr Schiff zuflog und mit einem Krachen auf das Deck aufprallte.
„So ein Arsch!“ schnaubte Sanji, wandte sich mit hochrotem und dampfendem Kopf ab und stapfte zu Blue hinüber, sie ihn schon fröhlich lachend empfing.
„Zorro kann es halt nicht lassen…“ seufzte Nami genervt. Gerade wenn es um sein Aussehen ging, war der Smutje nun mal extrem empfindlich. Die Navigatorin verzog das Gesicht angesichts der Tatsache, dass ihr williger kleiner Sklave soeben wütend davongestiefelt war. Wer bitteschön würde ihr jetzt den Rücken eincremen? Aus den Armlehnen ihres Stuhls wuchsen zwei Hände und griffen nach der Sonnenmilch. Nami grinste zufrieden. „Ach Robin, wenn ich dich nicht hätte…“ Immer noch grummelnd verfrachtete Sanji sich und Blue in die Hängematte, die irgendjemand in weiser Voraussicht im Schatten zwischen zwei Palmen aufgehängt hatte. Hier würde er erst mal ein bisschen Ruhe haben!
‚Blöder Spinatschädel! Hoffentlich säuft er sich in der Hitze ins Koma und wacht nicht mehr auf!’ dachte der Koch verbittert. Recht geschehen würde es dem Marimo allemal! Ständig diese Sticheleien und dummen Sprüche auf seine Kosten! Blue quengelte leise und krallte ihre rechte Hand in Sanjis Haare. Ihr passte es gar nicht, dass ihr Papa so schlecht gelaunt vor sich hin schmollte. Sie wollte wieder das fröhliche Lachen sehen, dann wippte die gekringelte Augenbraue immer so schön! Sanji rieb sich über die Nase, die schon wieder anfing zu laufen, und bemitleidete sich gleich noch ein bisschen mehr, weil er die Taschentücher an Bord vergessen hatte.
„Blue, sowas nennt man einen richtigen Sch…tag.“ murrte er und schob seine Tochter ein Stück von sich weg, damit er die wunderschönen weißen Sonnenmilchflecken, die die kleinen Hände auf dem orangefarbenen Stoff seines Shirts hinterlassen hatten, besser begutachten konnte. War ja klar gewesen…
Missmutig rubbelte der Blonde an dem – wie er selber zugeben musste – noch etwas zu knappen T-Shirt herum. ‚Ist ja nicht meine Schuld, dass Babyspeck so hartnäckig ist. Vielleicht sollte ich aufhören, die Reste von der Milch zu trinken… die hat es ganz schön in sich…’
„Hey, Platzbesetzer.“ hörte er in dem Moment eine tiefe Stimme neben sich.
Sanji drehte den Kopf zu Seite und sah sich Zorros gebräuntem Gesicht gegenüber. Der Schwertkämpfer hielt eine große Flasche, aus der es verdächtig stark nach Sake roch, in der linken Hand, während er mit der rechten auf die Hängematte deutete. „Die gehört mir.“ knurrte er.
Sanji runzelte die Stirn und sah den Schwertkämpfer unwillig an. „Ach ja? Ich hab nirgendwo ein Schild gesehen, auf dem Marimo stand. Wer zuerst kommt, malt zuerst.“ gab er zurück.
„Allerdings, Küchenwunder. Und ich war vor dir da.“ Zorros Augen funkelten herausfordernd. Der Smutje sollte bloß nicht denken, dass er klein bei geben würde, nur weil das Baby bei ihm saß! Sanji wusste, dass er sich albern und zickig benahm, aber es war ihm gerade egal. Jetzt würde ER mal seinen Kopf durchsetzen, das stand ihm einfach zu.
„Mir doch egal!“ meinte der Blonde deshalb patzig. „Jetzt sitze ich. Und ich hab keinen Bock, wegzugehen. Was genau willst du dagegen machen, Graskopf?“
Grüne und blaue Augen funkelten sich an, während zwischen ihnen Funken stoben. Es war klar, dass keiner freiwillig das Feld räumen würde. Sanji war zu eingeschnappt, und Zorro zu stolz. Und beide waren stur wie eine ganze Herde Ochsen. Ein paar Sekunden, vielleicht war es auch eine Minute, verstrichen, bis Zorro schließlich seine Sakeflasche an den Palmenstamm lehnte.
„Entweder du kommst jetzt raus, oder ich komm rein.“ erklärte er ruhig, fixierte dabei das Gesicht des Koches mit einem amüsierten Ausdruck in den Augen.
„Mich kriegst du hier nicht raus!“ war die zickige Antwort. ‚Er hat es so gewollt. Ich hab ihn gewarnt.’ dachte Zorro nur noch, bevor er Sanji einfach ein Stück nach vorne schubste und hinter ihm in die Hängematte kletterte. Sanjis Augen weiteten sich, seine gesamte Miene sprach Bände, was er von der Aufdringlichkeit des Säbelrasslers hielt. Das Rot auf seinen Wangen vertiefte sich noch eine ganze Spur, als Zorro seine Arme um die Taille des Blonden schlang und sich mit einem zufriedenen Seufzer zurück lehnte.
„H…hey…w-was soll das denn?! Marimo! Findest du deine Flossen DA nicht ein wenig deplaziert??!!“ fauchte er atemlos. Zorro, schon halb weggedöst, hob träge ein Auge. „Ach was. Alles da, wo’s hingehört…“ brummte er und zog den Koch noch ein Stück näher an sich heran. Sanji spürte, wie sich die Hitze, ob durch Fieber, Ärger oder Scham entstanden, nun auf seine Ohren ausweitete, und er suchte krampfhaft nach Worten, die dieses Gefühlschaos ausdrückten, ohne welche zu finden. Und wenn er ganz ehrlich war, war es noch nicht mal das schlechteste aller Gefühle. Zorro war bequem, an dieser Erkenntnis führte kein Weg vorbei.



„Du glühst, Kochlöffel.“ murmelte der Schwertkämpfer ohne die Augen zu öffnen, streckte seinen Arm ein Stück aus um Blue durch die Locken zu wuscheln, bevor seine Hand wieder ihren Platz an der Taille des Koches einnahm. Blue lachte und streckte ihrerseits die Arme nach Sanji aus, der seine Tochter mit geröteten Wangen angrinste. „Weißt du was, Blue? Der Marimo ist doch nicht so cool, wie er immer tut… eigentlich ist er nichts außer einem super perversen Grabscher…“ erklärte er dem Baby. Hinter ihm ertönte lediglich ein müdes Schnauben. „Ruhe, ihr Labertaschen. Ich will schlafen.“


 
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